Geschichten rund um das Hallertauer Oktoberfest
Der Gallimarkt – eine lange Tradition
Wenn die Volksfeste in Abensberg, Geisenfeld, Pfaffenhofen und Wolnzach schon Erinnerung sind, wenn es auch mit der Wies’n in München aus und vorbei ist, dann lockt alle Jahre wieder die Weltstadt des Hopfens, welche Bezeichnung ihr einst Ilse Aigner gab, vom Freitag vor dem zweiten Oktober-Sonntag bis zum Montag danach mit dem Gallimarkt zum fröhlichen Finale“, so schreibt Werner Vitzthum im Mainburger Heimatbuch.
Bis ins Jahr 1397 reicht die Tradition des „Hallertauer Oktoberfestes“ zurück. Aus dem Leben der Menschen hierzulande und aus ihrem Festkalender lässt er sich unmöglich mehr wegdenken: Der Gallimarkt, „das weltliche Erntedankfest von Mainburg“.
Seit dem Umzug vom Griesplatz auf das neue Gelände an der Walther-Schwarz-Straße zu Beginn des neuen Jahrtausends, erwartet die Besucher ein erweiterter Vergnügungspark mit 3 Budenstraßen und die beiden parallel nebeneinander stehenden Bierzelte. Im Süden schließt sich das großzügige Areal der Landmaschinenausstellung und Gewerbeschau mit der Hopfenfachmesse HopFa an. Wenn sich am Freitag der Zug der Honoratioren und der örtlichen Vereine vom Marktplatz aus in Bewegung setzt, wird der Blick nach oben nicht ausbleiben, in der Hoffnung, dass St. Petrus das gewünschte Gallimarktwetter beschert.
Verkaufsoffener Sonntag – Standl-Markt in der Innenstadt
Handel und Wandel beherrschten seit altersher die Jahrmärkte. Nicht anders war das beim Mainburger Gallimarkt, bei dem ursprünglich auch das Marktgeschehen im Mittelpunkt stand und erst weitaus später der Volksfestcharakter in den Vordergrund rückte. Obwohl der Traditionsmarkt besonders nach dem zweiten Weltkrieg bis in die heutigen Tage eine ständige Zunahme der Besucherzahl zu verzeichnen hat, ist die Beschickung des Warenmarktes, wie auch der übrigen Jahrmärkte, rückläufig.
Waren 1949 allein beim Gallimarkt 424 Fieranten zu verzeichnen, so waren die vier Jahrmärkte der Stadt Mainburg im Vorjahr nur noch mit insgesamt 427 Fieranten beschickt. Dennoch kann der Marktbesucher an den beiden Markttagen am Gallimarkt-Sonntag und -Montag in der Innenstadt alles erwerben was sein Herz begehrt. Vom Spielzeug für die Kleinen, über Bekleidung, Haushaltswaren, Teppiche, Gardinen, Blumen und Obst bis hin zu den Artikeln des neuzeitlichen „billigen Jakobs“. Insgesamt rund 100 Fieranten mit annähernd 800 laufenden Metern Standlänge haben ihr Kommen bei der Stadtverwaltung angemeldet. Besondere Anziehungskraft üben natürlich auch die Mainburger Geschäfte aus, die am Gallimarkt-Sonntag ihre Verkaufsläden während der Marktzeiten geöffnet haben.
Gallimarkt-Festzelt brennt lichterloh – Bierhalle wird Raub der Flammen
Beim 570. Gallimarkt 1967 brannte am Sonntagabend das Festzelt auf dem Griesplatz lichterloh. Wie der Chronist berichtet, herrschte in der mit rund 3.000 Menschen vollbesetzten Bierhalle beste Oktoberfest-Stimmung, ehe um 20 Uhr plötzlich Feuer ausbrach. In Sekundenschnelle wurde die Zeltplane von den Flammen erfasst. Die Menschen stürmten ins Freie. Der Griesplatz war hell erleuchtet von einem Flammenmeer. Ein Glückshafen brannte wie Zunder und auch den nebenstehenden Schaubuden und Stände drohte große Gefahr.
Die Mainburger Feuerwehr, die sofort den Brand bekämpfte, brachte diesen innerhalb von 15 Minuten unter Kontrolle. Glücklicherweise kam es bei der „Bierzeltflucht“ der vielen Menschen zu keiner Panik. Lediglich Festwirt Römersperger und noch zwei weitere Zeltbesucher mussten im Krankenhaus wegen leichten Brandverletzungen und Schürfwunden behandelt werden.
Ursache des Brandes war eine Propangasflasche, die in der Hendlbraterei Feuer fing, das sich schnell ausbreitete und insgesamt einen Schaden von ca. 120.000 Mark verursachte. Noch während der Nacht wurde von der Freiwilligen Feuerwehr und den Arbeitern des Festzeltbetriebes das Bierzelt gereinigt und am anderen Morgen durch die Bedienungen wieder in Ordnung gebracht. Am Gallimarktmontag konnte ab 10 Uhr vormittags wie gewohnt der Bierausschank wieder begonnen werden. Abends bis um Mitternacht saßen noch rund 2.000 Besucher im Festzelt, teilweise unter freiem Himmel und schunkelten und sangen nach den Melodien der Hallertauer Jugendkapelle. Der vom Rundfunk bekannte Meisterjodler Franzl Lang eroberte mit seinen Liedern im Nu die Herzen der Zuhörer.
„Wir haben Glück im Unglück gehabt, dass der Brand nicht zur Katastrophe wurde“, sagte Festwirt Fredl Römersperger, bei seinem Dank an die Hilfsdienste und die vielen Helfer. Und der Chronist stellt nüchtern fest: Trotz des Brandes wurden 272 Hektoliter Festbier zum Ausschank gebracht, weniger als im Jahr zuvor (360 hl).